Transportmarkt 23.10.2020
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Zukunftstechnologien für die Logistik: Vision und Wirklichkeit künstlicher Intelligenz

Die Logistik mit ihren weitverzweigten Netzwerken bildet für die künstliche Intelligenz ein ideales Einsatzgebiet.

Die Logistik bietet für die Anwendung künstlicher Intelligenz ein ideales Einsatzgebiet. Durch eine intelligente Auswertung der Daten, die im Transportprozess anfallen, lassen sich beispielsweise zukünftige Produktions- und Transportaufkommen leichter vorhersagen. Dadurch könnten Ressourcen in Logistikunternehmen effizienter eingesetzt werden.

Die Digitalisierung kann als Werkzeug einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Logistik leisten. In den letzten Jahren entstand eine Vielzahl an technischen Entwicklungen – und es werden weitere folgen. Welche dieser Technologien wird das Potenzial haben, um Unternehmen für die Zukunft besser aufzustellen? Wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung in der Logistik und wo werden diese Zukunftstechnologien in der Praxis eingesetzt? Diesen Fragen gehen wir in der TIMOCOM Blog-Serie „Zukunftstechnologien für die Logistik“ nach. Im letzten Artikel haben wir uns den Entwicklungen der Fahrzeughersteller zu autonom fahrenden LKW gewidmet. Diesmal ist das Thema künstliche Intelligenz.

Künstliche Intelligenz (kurz KI) kann in der Logistik verwendet werden, um die Nachfrage vorherzusagen, Bestellungen und Kapazitäten zu planen sowie eine optimale Lagerung von Transportgütern zu ermöglichen. Mit ihr ist es möglich, logistische Prozesse zu optimieren, Fehler zu vermeiden, zukünftige Produktionsmengen zu prognostizieren und drohende Schwierigkeiten frühzeitig sichtbar zu machen. Solch eine an die Marktanforderungen passgenaue Flexibilität bedeutet für die Logistik einen besseren Service und niedrigere Kosten.

KI wird als wichtige Zukunftstechnologie bewertet

Im Logistikbarometer der Unternehmensberatung SCI gaben im Oktober 2019 mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie künstliche Intelligenz als einen bedeutenden oder sehr bedeutenden Megatrend in der Logistikbranche betrachten.

In einer weiteren Umfrage der Bitkom zur Digitalisierung der Logistik gleichen Jahres vermuteten 71 Prozent der befragten Unternehmen, das künstliche Intelligenz innerhalb der nächsten zehn Jahre die Planung von Routen oder die Bestellung von Waren übernehmen wird. Das zeigt, dass KI als wichtige Zukunftstechnologie angesehen wird. In der gleichen Umfrage gaben jedoch nur sechs Prozent der mehr als 500 Befragten an, künstliche Intelligenz bereits in ihrem Unternehmen einzusetzen. Grund genug, einen intensiveren Blick auf das Thema zu werfen.

Unternehmen zögern noch mit der Umsetzung

Definitionen gibt es viele für diesen Begriff. Je nach Branche und Anwendung variieren die Bedeutungen. Was alle gemeinsam haben, ist, dass sie KI als einen Teilbereich der Informatik beschreiben, der sich mit der Simulation intelligenten Verhaltens in Computern befasst. Weiter meint es die Fähigkeit einer Maschine, eintreffende Informationen jeder Art aufzunehmen, auszuwerten und eine Interpretation aus den Daten abzuleiten. Daraus können Trends und Muster abgeleitet werden, die als Erkenntnisgewinn vom System weiterverwendet werden. Ziel ist es, mithilfe dieser Technologie intelligentes menschliches Verhalten nachzuahmen.

Für die Logistik ist die akkurate Auswertung von Daten interessant, um darauf basierend die besten Entscheidungen für Prozesse zu treffen. Doch trotz dieses positiven Effekts, ist laut Bitkom-Studie das Verhältnis der Branche zur KI anscheinend ambivalent. Zwar werden Chancen von den Befragten genannt, es gibt aber bei der Umsetzung noch Zurückhaltung wie die Bitkom-Studie zeigt. Positive Effekte brächte KI aber auf zahlreichen Anwendungsfeldern.

Effiziente Koordinierung von Partnern, Nachfrage und Ressourcen

Planung & Terminierung von Aktivitäten

Die Logistik unterliegt in ihrer täglichen Arbeit diversen Herausforderungen: die hohe Komplexität bei der Planung von Transporten oder eine sich stetig verändernde Marktlage. Diese tritt beispielsweise für saisonal bedingte Güter auf oder wie aktuell zur Vermeidung der Ausbreitung des Corona-Virus. Durch die Implementierung von KI in Lieferkette und Logistik können Supply-Chain-Manager unmittelbare Anpassungen an Transportprozessen vornehmen. Dadurch ist die Vorhersage sich anbahnender Kapazitätsengpässe oder unvorhergesehener Transportprobleme möglich. Dies ermöglicht ein schnelleres Finden geeigneter Alternativen und erlaubt effektivere Transportplanung.

Vorhersage der Nachfrage

KI-Lösungen können also in der Zukunft Planungsaktivitäten erleichtern, wenn es darum geht, Produzenten, Lieferanten und Endkunden zu koordinieren. So kann nicht nur die optimale Durchführung des Transports gewährleistet werden. Die Anwendung von KI-gestützter Software könnte bei Verzögerungen im Transportablauf auch mögliche Auswirkungen auf Zeit, Kosten und Einnahmen kalkulieren und als Entscheidungsvorlage Verwendung finden. KI-Anwendungen ermöglichen es Unternehmen außerdem, Echtzeitdaten für ihre Prognosen zu nutzen und die Nachfrage besser absehen zu können. Dies führt dazu, dass auch Fahrzeug- und Personalplanung optimiert und Betriebskosten gesenkt werden. Für Industrie und Handel bedeutet es weiterhin, dass Lagerhaltungskosten durch die effizientere Planung von Ressourcen minimiert werden.

Effizientere Lagerung

Die Technologie der künstlichen Intelligenz wurde bisher besonders häufig in der Lagerlogistik angewandt. Sie optimiert viele Lagerhaltungsvorgänge, wie beispielsweise die Datenerfassung und -auswertung sowie Inventurprozesse. KI kann darüber hinaus auch für die Lagerautomatisierung genutzt werden, wenn es darum geht die Nachfrage nach bestimmten Produkten zu prognostizieren. Auf der Grundlage der erhobenen Daten können Bestellungen geändert, Transporte entsprechend angepasst und nachgefragte Artikel an Lokallager geliefert werden. Diese Vorhersage der Nachfrage und die darauffolgende Anpassung der Logistikprozesse bedeuten für Unternehmen geringere Lager- und Transportkosten.

Faktor „Mensch“ und KI müssen kein Widerspruch sein

KI besitzt in der Theorie viele Vorteile, wie das Potenzial, die Wirkung automatisierter Tätigkeiten zu verbessern. Dadurch können Funktionen und konkrete operative Aufgaben von KI-Lösungen übernommen werden, die heute noch menschliches Denken und Entscheiden bedürfen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist KI einsetzbar bei der Automatisierung einfacher, sich oft wiederholender bzw. vorhersehbarer Aufgaben im Arbeitsalltag. Diese werden aktuell noch vermehrt von Menschen übernommen. Von KI-gesteuerter Automatisierung wird befürchtet, die menschliche Arbeit von niedrig- bis mittelqualifiziertem Personal zu ersetzen. Wirtschaft und Politik sollten daher gemeinsam Maßnahmen entwickeln und ergreifen, um gesellschaftlichen Wandel sozial-verträglich zu gestalten.

Es gibt allerdings auch die Seite der Befürworter, die positive Entwicklungen für den Arbeitsmarkt sehen. Unternehmer vermuten laut Bitkom-Umfrage, dass menschliche Arbeit zwar nicht durch KI ersetzt wird, sich allerdings maßgeblich verändern wird. Die Qualität von Arbeitsprozessen wird sich verbessern, allein deswegen, weil körperliche Arbeiten oder einfache Aufgaben maschinengestützt umgesetzt werden. Fachpersonal wird dann vermehrt die Aufgabe zukommen, strategische Entscheidungen zu treffen. Laut Bitkom-Umfrage denken dies 67 Prozent der Befragten. Daher wird vermutet, dass der Bedarf nach gut qualifiziertem Personal in der Logistik steigen wird. 72 Prozent der in der Umfrage befragten Unternehmen, glauben daher, dass die Logistik in zehn Jahren ein attraktiver Arbeitgeber für Berufseinsteiger sein wird.

Weitere Entwicklungen notwendig

Die in diesem Artikel genannten Anwendungsfälle decken ein breites Spektrum an KI-Anwendungen für die gesamten Lieferkette ab. Es wird aber sicherlich eine herausfordernde Aufgabe sein, logistische Prozesse im operativen Geschäft zu autonom-agierenden und vorhersagbaren Vorgängen zu machen, wie es die Theorie aufzeigt. Dadurch wird schnell deutlich: KI ist keine Zukunftstechnologie, die alsbald in aller Breite vom Markt implementiert werden wird. Der Übergang zu intelligenter Logistik wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Es braucht das Wissen um den Wert der KI für das Unternehmen, die konsequente Entscheidung in der Führung dazu sowie die entsprechende Unternehmenskultur, um den laufenden Entwicklungsprozess, in dem die künstliche Intelligenz nun mal steckt, umzusetzen.

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