Logistikwissen 11.08.2020
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TIMOCOM Starthilfe: Wie gründet man ein Transportunternehmen?

Fuhrpark einer Spedition

Ein eigenes Unternehmen zu gründen und sich damit am Markt zu etablieren, kann eine große Herausforderung sein. In dieser Blog-Serie bietet TIMOCOM Hilfe beim Start in die Selbstständigkeit für Transportunternehmer, Spediteure und Logistiker. Ziel ist es nicht, für Start-ups, Gründungsinteressierte und solche, die sich vor kurzem selbstständig gemacht haben, eine klassische Gründungsberatung anzubieten. Sondern wir geben handfeste Praxis-Tipps aus der Logistik, damit der Weg in Ihre Selbstständigkeit schon mit einem erfolgreichen Start beginnt. In diesem ersten Teil erklären wir, was erforderlich ist, um ein eigenes Transportunternehmen zu gründen.

Sie brauchen noch weitere Informationen zur Gründung eines Transportunternehmens? Hier werden Sie fündig! 

Es gibt Menschen, für die ist eigenständiges Arbeiten sehr wichtig. Darin drückt sich häufig der Wunsch aus, sein „eigener Chef“ zu sein und Handlungsfreiräume zu haben. Der Gedanke nach einer selbstständigen Tätigkeit liegt da nahe. Gerade die Logistikbranche bietet Gründern einen chancenreichen Markt.

Gute Gründe für die Gründung

Mehr als drei Millionen Beschäftigte arbeiten in der Logistik und der Umsatz in Deutschland wächst stetig. Die Hälfte aller logistischen Dienstleistungen macht der Transport von Gütern aus. Da zeitgleich E-Commerce und Onlinehandel europaweit zunehmen, ist auch ein Umsatzanstieg in der Logistik weiter zu erwarten. Dies sind gute Voraussetzungen, um ein eigenes Transportunternehmen zu gründen.

Genehmigungen, Versicherungen und Gewerbeanmeldung

Die Selbstständigkeit startet mit ein paar Behördengängen. Denn bevor es wirklich losgehen kann, muss eine Güterkraftverkehrserlaubnis bei Ihrer Stadt oder Ihrem Kreis eingeholt werden, lediglich für Einzelunternehmer, wie Frachtführer, gelten Ausnahmen (s. u.). Im Anschluss folgt dann die Versicherung. Um aber erstmal die Lizenz zu erhalten, müssen Fachkundeprüfung, persönliche Zuverlässigkeit und eine finanzielle Absicherung nachgewiesen werden.

Fachkundeprüfung

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) führen diese Prüfung in Deutschland durch. Darin wird Fachwissen zu Unfallvermeidung und Straßenverkehrssicherheit, Umweltschutz und technischen Normen sowie Recht und Kenntnisse der Betriebswirtschaftslehre abgefragt.

Wer zehn Jahre oder länger berufliche Erfahrungen im Güterverkehr nachweisen kann und dazu noch in einer leitenden Position, kommt um die Fachkundeprüfung herum. In diesem Fall reicht die Berufserfahrung für eine Bescheinigung der fachlichen Eignung durch die IHK aus. Ebenso werden Ausbildungsabschlüsse in Speditionsberufen oder in Berufen des Güterverkehrs anerkannt. Inzwischen werden zusätzlich Bachelorstudiengänge mit entsprechendem Schwerpunkt zugelassen. Welche das sind, erfahren Sie auf der Website der zuständigen IHK.

Finanzielle Absicherung

Gründen Sie ein Transportunternehmen, geht nichts ohne Fahrzeug(e). Ob neu oder gebraucht – der deutsche Gesetzgeber verlangt für die Anschaffung eine finanzielle Rücklage. Für das erste Fahrzeug über 3,5t sind es 9.000 Euro. Jedes weitere Fahrzeug der Flotte muss mit je 5.000 Euro abgesichert sein. Die Bank oder ein Steuerberater stellen zum Beispiel über die erforderlichen finanziellen Mittel eine Bescheinigung aus, die dann bei der Beantragung der Güterkraftverkehrserlaubnis vorgelegt werden muss.

Persönliche Zuverlässigkeit

Ob eine Person geeignet ist, um ein Unternehmen zu führen, wird ebenso geprüft. Gab es in der Vergangenheit eine Selbstständigkeit oder zum Zeitpunkt der Beantragung, müssen Krankenversicherungsbescheinigung, eine Bescheinigung der Selbstständigkeit vom Finanzamt sowie eine Mitgliedschaft in einer Berufsgenossenschaft nachgewiesen werden. In jedem Fall müssen ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis sowie Auszüge aus dem Verkehrs- und Gewerbezentralregister vorgelegt werden.

Versicherung

Wer haftet im Schadensfall? Damit Ihnen diese Frage erst gar keine Sorgen bereitet, müssen Sie versichert sein. Auch der Gesetzgeber verlangt eine Versicherung für Transportunternehmen, die zum Beispiel sogenannte Güter- und Verspätungsschäden abdeckt. Was Sie bei der Auswahl beachten müssen, lesen Sie im TIMOCOM Blogartikel zum Thema „Transportversicherung“.

Gewerbeanmeldung

Liegen die Güterkraftverkehrserlaubnis und ggf. weitere Genehmigungen vor, folgt der Gewerbeschein. Diesen erhält man, wenn das Gewerbe beim Gewerbeamt angemeldet ist.

Den Betrieb aufnehmen

Es gibt zwei Möglichkeiten für diejenigen, die sich im Transportwesen selbstständig machen möchten:

Als selbstständiger Fahrer

Mit dem LKW-Führerschein in der Tasche können Sie für andere Transportunternehmen fahren. Das könnte sich für diejenigen anbieten, die die benötigten finanziellen Rücklagen erst noch beschaffen müssen. Es bietet die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Logistik zu sammeln: Gefällt Ihnen das Arbeiten im Transportwesen? Fühlen Sie sich wohl als Selbstständiger? Weiterer Vorteil ist: Nutzen Sie lediglich Kraftfahrzeuge bis zu 3,5t zulässigem Gesamtgewicht, ist dies nicht erlaubnispflichtig.

Als Unternehmer

Sind alle Bescheinigungen vorgelegt und die Güterkraftverkehrserlaubnis ist eingeholt, können Sie Ihren eigenen Betrieb gründen. Nun müssen Fahrzeuge gekauft oder geleast werden, um Transporte auch realisieren zu können.

Je nach Größe des Gründungskapitals können Transporter oder sogar LKW angeschafft werden. Der Transportmarkt ist breit gefächert und es gibt eine große Anzahl an Transportarten. Ob Schüttgut, Spezialtransporte oder Kurierdienste – mit der Anschaffung der Fahrzeuge legen Sie sich zeitgleich auf bestimmte Auftragsarten fest. Das sollten Sie im Hinterkopf behalten.

Weiterhin ist zu bedenken, welche Ziele Sie ansteuern möchten. Sollen auch grenzüberschreitende Transporte angeboten werden, müssen dazu vorab weitere Lizenzen beantragt werden. Für grenzüberschreitenden Güterkraftverkehr mit EU-/EWR-Staaten benötigen Sie eine Gemeinschaftslizenz. Diese wird auch als EU-Lizenz oder EG-Lizenz genannt.

Es bietet sich aber auch die Möglichkeit an, einen regionalen Kundenkreis aufzubauen. In dem Fall ist es sinnvoll, vorab einige Zeit in Recherche zu investieren und sich anzuschauen, welcher Bedarf regional vorherrscht. Vielleicht ist es lukrativ, sich als Unternehmen zu spezialisieren und eine Marktnische zu besetzen.

Erste Aufträge finden

Wenn Sie alle Anforderungen erfüllen und Ihre Lizenzen erhalten haben, kann es losgehen. Als Ihr eigener Chef / Ihre eigene Chefin sind Sie von nun an neben vielen anderen Aufgaben auch für die Kundenakquise zuständig. Wie können Sie jetzt Frachtaufträge finden? Fracht suchen und Laderaum anbieten können Sie digital und bei verschiedenen Anbietern. Eine Frachtenbörse dafür zu nutzen, bietet Ihnen zwei Vorteile:

  1. Mit Frachtenbörsen können schnell erste Aufträge gewonnen werden.
  2. Sie bieten ein großes Netzwerk an potenziellen Geschäftspartnern.

Denn laut Branchenreport Logistik der Sparkassen Finanzgruppe ist eine der größten Herausforderungen kleiner und mittlerer Betriebe, von einzelnen Kunden wirtschaftlich abhängig zu sein. Damit Ihnen das gar nicht erst passiert, können Sie über eine Frachtenbörse nach weiteren Kunden suchen. So erweitern Sie Ihren Kreis an Geschäftspartnern kontinuierlich. Je größer das Netzwerk an Unternehmen in einer Frachtenbörse, desto höher Ihre Chance neue Kunden zu finden. Dies sollten Sie bei der Wahl beachten.

Als stetig wachsender Wirtschaftssektor wächst die Attraktivität der Transport- und Logistikbranche für Selbstständige. Die Gründung eines eigenen Transportunternehmens ist daher eine naheliegende Entscheidung. Der Gründungsprozess mit dem Einholen aller Unterlagen und Lizenzen ist dabei nur der erste Schritt. Mit der Genehmigung des Gewerbes kann der Start in die Selbstständigkeit beginnen. Nun werden die ersten Herausforderungen kommen. Wie oben schon beschrieben, wird das Finden von Aufträgen die Erste sein. Damit Sie und Ihr Geschäftspartner sich überhaupt einig werden können, müssen Sie im Vorfeld wissen, welchen Preis Sie verlangen sollten, damit sich die Fahrt rentiert. Im nächsten Artikel beschäftigen wir uns daher näher mit dem Thema Preiskalkulation von LKW-Fahrten und geben Ihnen konkrete Tipps zur Berechnung der Preise.
 

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