Die passende Transportversicherung: Schutz, der sich im Ernstfall auszahlt
Tipps zur Wahl der richtigen Transportversicherung
Ein LKW, der mit hochwertiger Elektronik beladen ist, steht nachts auf dem Rastplatz. Am nächsten Morgen ist die Ladung weg. Für das Transportunternehmen und den Auftraggeber bedeutet das nicht nur Stress, sondern oft auch hohe finanzielle Verluste. Die richtige Transportversicherung kann in solchen Fällen entscheidend sein. Sie schützt vor den Folgen von Diebstahl, Schäden oder Verlusten während des Transports. Doch welche Versicherung deckt welche Risiken ab? Und worauf müssen Unternehmen achten, um abgesichert zu sein?
Im Interview erklärt Timo Krämerkämper, Leiter der Abteilung Transport bei KRAVAG, wie Unternehmen die passende Transportversicherung finden und typische Fehler vermeiden.
Warum ist eine Transportversicherung im Straßengüterverkehr so wichtig?
Timo Krämerkämper: Die Transportversicherung ist ein zentraler Bestandteil der Risikovorsorge im Straßengüterverkehr. Sie schützt Auftragnehmer und Auftraggeber vor finanziellen Schäden, die im Zusammenhang mit dem Transport von Gütern entstehen können.
Im Wesentlichen unterscheidet man zwischen zwei Versicherungsarten:
1. Verkehrshaftungsversicherung (VHV)
Die Verkehrshaftungsversicherung ist für Frachtführer in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben, wenn diese Kraftfahrzeuge zur Güterbeförderung mit einem zulässigen Gesamtgewicht einschließlich Anhänger von über 3,5 Tonnen einsetzen.
Sie versichert die Haftung des Frachtführers für Schäden an fremden Gütern während des Transports und der transportbedingten Zwischenlagerung.
Allerdings ist die Haftung des Frachtführers gesetzlich begrenzt und in bestimmten Fällen, etwa bei höherer Gewalt, ist er sogar vollständig von der Haftung befreit. In einem solchen Fall kann der Verlader oder Auftraggeber nur begrenzten oder gar keinen Schadensersatz vom Frachtführer beanspruchen.
Deshalb ist mitunter der Abschluss einer ergänzenden Warentransportversicherung sinnvoll.
2. Warentransportversicherung (auch Cargoversicherung genannt)
Sie versichert die Güter des Auftraggebers, die durch einen Frachtführer transportiert werden. In der Regel besteht der Versicherungsschutz für alle Sachschäden, die im Zusammenhang mit dem Transport entstehen können. Die Warentransportversicherung ist besonders empfehlenswert bei hochwertigen oder diebstahlgefährdeten Gütern (z. B. Tabakerzeugnisse, Mobiltelefone, Unterhaltungselektronik).
Welche Versicherung greift bei Frachtdiebstahl?
Timo Krämerkämper: Potenziell greifen hier sowohl die Verkehrshaftungsversicherung als auch – soweit vorhanden – die Warentransportversicherung.
Entscheidend ist, dass der Versicherungsnehmer die im Vertrag vereinbarten Obliegenheiten bzw. Pflichten beachtet, beispielsweise das sichere Abstellen beladener Fahrzeugeinheiten. Die Anforderungen an die Sicherung hängen vom Warenwert und der gewählten Transportstrecke ab.
Je wertvoller und diebstahlgefährdeter die Ware, desto höher sind auch die Sicherheitsanforderungen. Bei wenig diebstahlgefährdeter Ware kann das Abstellen eines Aufliegers mittels einfachem Königzapfenschloss ausreichend sein. Bei stark diebstahlgefährdeter Ware kann es dagegen erforderlich sein, das Fahrzeug ausschließlich auf einem gesicherten, verschlossenen und bewachten Gelände abzustellen oder den Transport als Direktfahrt mit zwei Fahrern durchzuführen, sodass Ruhepausen vermieden werden.
Tipps zum sicheren Abstellen von Fahrzeugen finden Sie im Beitrag: Sichere LKW Parkplätze.
Wie sieht wirksame Prävention gegen Frachtdiebstahl aus?
Timo Krämerkämper: Gerade beim Transport diebstahlgefährdeter Güter ist der Einsatz von Koffer- oder Kastenfahrzeugen bzw. bei Kofferwechselbrücken die Verwendung von gitternetzverstärkten Planen angebracht und sinnvoll. Die Transporte sollten so organisiert sein, dass die Fahrzeuge während der Dauer der Beförderung nicht unbeaufsichtigt abgestellt werden.
Darüber hinaus sollte die Ladung mit einem GPS-Überwachungssystem ausgestattet sein. Mobiltelefone für das Fahrpersonal, um eine ständige Kommunikation zu gewährleisten, gehören ebenso dazu wie klare Vorgaben zur Fahrtroute und eine Prüfung der berechtigten Personen bei der Ablieferung.
Diese Maßnahmen sind nicht nur sinnvoll, sondern oft auch im Versicherungsvertrag festgelegt.
Welche typischen Fehler führen dazu, dass der Versicherungsschutz nicht greift?
Timo Krämperkämper: Zu den typischen Fehlern, die dazu führen können, dass Versicherungsleistungen gekürzt oder im schlimmsten Fall sogar ganz verweigert werden, zählen unter anderem:
Transportaufträge zu akzeptieren, die über die eigene Verkehrshaftungsversicherung nicht oder nur eingeschränkt versichert sind, ohne diese Risiken vorher mit dem Versicherer zu klären
zu geringe Versicherungssummen für den Transport von besonders diebstahlgefährdeten Gütern
nicht alle bestehenden Risiken bei der Vereinbarung des Versicherungsvertrags mitgeteilt zu haben
vertragliche Pflichten (z. B. das sichere Abstellen des Fahrzeugs) zu missachten oder diese bei Weitergabe des Transports nicht an den Subunternehmer weiterzuleiten
fehlende Mitversicherung von nicht versicherten Gütern (z. B. Umzugsgut oder Kraftfahrzeuge)
Welche Veränderungen bringt die Digitalisierung und worauf müssen Unternehmen heute besonders achten?
Timo Krämerkämper: Durch die Weitergabe von Transporten an Subunternehmen über digitale Plattformen haben sich Schäden durch sogenannte „Phantomfrachtführer“ deutlich erhöht. Das sind angebliche Subunternehmer, die sich mit gefälschten Dokumenten als seriöses Transportunternehmen ausgeben, Aufträge übernehmen und dann mit der Ladung verschwinden. Unternehmen sollten ihre Geschäftspartner daher sorgfältig prüfen. In unserer Checkliste „Phantomfrachtführer“ geben wir Tipps zur Schadenverhütung.
Worauf sollten Unternehmen bei der Wahl ihrer Transportversicherung besonders achten?
Timo Krämerkämper: Der Versicherungsschutz sollte immer zum tatsächlichen Risikoprofil passen und regelmäßig überprüft werden. Folgende Punkte sind daher wichtig:
Beratung einholen: Eine qualifizierte Beratung und die Erfassung aller betrieblichen Risiken und Tätigkeiten durch den Versicherer sind die Basis für einen umfassenden Versicherungsschutz.
Individuellen Bedarf abklären: Der Versicherungsumfang und die Versicherungssummen sollten dem tatsächlichen Risikobedarf entsprechen.
Verträge regelmäßig prüfen: Spätestens wenn sich das Transportrisiko verändert, etwa durch neue Tätigkeiten, neue Einsatzgebiete oder den Transport von besonders diebstahlgefährdeten Gütern, sollte der Versicherer informiert und der Vertrag angepasst werden.
Mit spezialisierten Versicherern zusammenarbeiten: Der Versicherungsschutz sollte über einen auf diesen Bereich spezialisierten und akkreditierten Versicherer eingekauft werden, damit die Haftungsrisiken bestmöglich abgesichert sind.
Fazit
Ein Auffahrunfall auf der Autobahn, der Diebstahl hochwertiger Ladungen oder die Beschädigung von Gütern beim Be- oder Entladen sind Risiken, die sich im Transportalltag nie ganz ausschließen lassen. Umso wichtiger ist es, mit dem passenden Versicherungsschutz vorzusorgen.
Wer sich frühzeitig mit dem eigenen Risikoprofil beschäftigt, Geschäftspartner sorgfältig auswählt, Versicherungsverträge regelmäßig überprüft und seine vertraglichen Pflichten kennt, schützt sich vor unangenehmen Überraschungen und bleibt im Ernstfall nicht auf den Kosten sitzen.
Annika Reisch
Marketing Campaign Managerin