Logistikwissen 13.07.2023
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Palettentausch in Transport und Logistik: Die Do's und Don'ts

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Beim Liefern der Ware an den Kunden erfolgt die Übergabe zusammen mit einer passenden Anzahl von Paletten. Gleichzeitig nimmt der LKW-Fahrer die gleiche Anzahl leerer Paletten entgegen, um den europäischen Palettenpool aufrechtzuerhalten. Klingt eigentlich ganz einfach, oder? Aber wie so oft gilt es auch hier ein paar Hürden zu überwinden. Wir enthüllen die möglichen Stolpersteine beim Palettentausch und geben Ihnen nützliche Tipps, um diese zu umgehen.

Ohne Palette keine Logistik

Die gute alte Palette - unverzichtbar beim Transport und in der Lagerung von Waren. Oft kommt einem dabei direkt die klassische Holzpalette in den Kopf. Vor allem seit Europaletten-Möbel im Trend liegen, ist dieses Bild in unseren Köpfen fest verankert. Und tatsächlich ist die bekannteste Variante die von der European Pallet Association (EPAL) standardisierte Holzpalette, erkennbar an den Markenkürzeln EUR und EPAL, die stolz an ihren Außenseiten prangen. Diese robuste Kiste misst in der Regel 120 cm in der Länge, 80 cm in der Breite und kann bis zu 1,5 Tonnen Gewicht tragen

Neben den altbekannten Holzpaletten gibt es auch Kunststoff-Modelle, die im europäischen Ausland besonders beliebt sind. In Deutschland hält die Logistik es meist jedoch eher klassisch: Die Holzpalette ist der absolute Favorit beim Warentransport. Dabei wird zwischen verschiedenen Zuständen differenziert: "Neu", "neuwertig" oder auch "gebraucht, aber noch voll tauschfähig". Hat eine Europalette einen kleinen Schaden, wird sie von speziellen EPAL-lizensierte Unternehmen wieder aufgearbeitet. Paletten mit stärkeren Schäden werden jedoch aus dem Tauschpool entfernt.

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Warum ist der Palettentausch so wichtig?

Der Transport auf Paletten stellt sicher, dass die produzierten Waren sicher und unbeschadet zu ihren Bestimmungsorten gelangen. In der Praxis sieht das folgendermaßen aus: Ein leerer LKW mit leeren Paletten fährt zu einer Beladestelle und tauscht dort die leeren Paletten gegen befüllte Paletten ein. Diese werden von dort aus dann zur vereinbarten Entladestelle transportiert. Dort dann wieder das gleiche Bild. Der LKW-Fahrer lädt die vollen Paletten ab und nimmt im Gegenzug leere Paletten mit. Dieser Kreislauf wird dann immer weiter fortgeführt. Das Prinzip soll sicherstellen, dass immer eine ausreichende Anzahl an Ladungsträgern zur Verfügung steht.

Aber Achtung, der Paletten-Kreislauf ist nicht immer so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Wir haben die drei größten Herausforderungen für Sie zusammengefasst:

Die Frage nach der Qualität - Wer entscheidet, ob die Palette tauschfähig ist?

Generell dürfen Paletten nur getauscht werden, wenn der Palettenschein vorliegt. Darauf wird von dem Fahrer sowie dem Empfänger festgehalten, wie viele Paletten vor Ort getauscht werden sollen. Doch aufgepasst: Nicht jede Palette ist tauschfähig. Lediglich Paletten die den Zuständen "neu", "neuwertig" oder "gebraucht" entsprechen haben das Privileg. Doch wer entscheidet über die Qualität? Das liegt in den Händen der Fahrer und Empfänger.

Wenn der Empfänger dabei jedoch eine leere Palette ablehnt, weil er sie für unbrauchbar hält, der Fahrer jedoch andere Meinung ist, kann es zu Ärger kommen. Der Empfänger kann nun darauf bestehen, dass der Fahrer beim nächsten Mal eine Palette in einem akzeptablen Zustand mitbringt. Es entstehen sogenannte „Palettenschulden“.

Die Frage nach der Anzahl: Wie viele Paletten muss der LKW-Fahrer abgeben?

Ein häufiges Problem, das den reibungslosen Transport erschwert: Der LKW-Fahrer muss neben seiner Ladung auch genügend leere Paletten mitführen. Manche Warenempfänger tauschen Paletten, andere wiederum nicht. Die Bedingungen können von Kunde zu Kunde unterschiedlich sein. Wenn der Fahrer keine leeren Paletten zum Austausch mitbringt, weil er beispielsweise an der vorherigen Entladestelle keine Paletten zurückbekommen hat, entstehen Palettenschulden. Der Fahrer verpflichtet sich, zu einem späteren Zeitpunkt Paletten nachzuliefern. Das bedeutet zusätzliche Arbeit für den Transportprozess.

Eine Frage der Kommunikation: Wie viele Paletten kann der LKW-Fahrer eigentlich mitnehmen?

Gemäß dem Tauschprinzip sollte der LKW-Fahrer nach der Warenlieferung auch wieder Ladungsträger mitnehmen. Allerdings gibt es oft Probleme an der Ladestelle, denn der Empfänger händigt dem Fahrer entweder keine Paletten aus, gibt die falsche Anzahl oder sogar beschädigte Paletten mit. Das bedeutet, dass der Missstand auf dem Palettenschein festgehalten und später geklärt werden muss. Selbst wenn die Anzahl und Qualität der zurückgegebenen Paletten korrekt sind, ist oft die Zeit an der Rampe so knapp, dass der Empfänger die leeren Paletten einfach in den LKW wirft. Das kann zudem zu fehlerhaften Einträgen auf dem Palettenschein führen.

Die Zukunft des Palettentausches

Der manuelle Palettentausch kann manchmal umständlich sein und die Lieferkette anfälliger für Fehler machen. Doch es gibt Hoffnung. Die Zukunft des Palettentauschprozesses liegt im Zeichen der Digitalisierung, ähnlich wie in vielen anderen Bereichen der Lieferkette. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat ein umfangreiches Forschungsprojekt namens "Silicon Economy" ins Leben gerufen, um diesen Wandel voranzutreiben. Eine Ausgründung des Fraunhofer IML hat nun eine App-basierte Cloud-Plattform für das Ladungsträgermanagement entwickelt. Diese innovative Lösung nutzt Künstliche Intelligenz, um alle beteiligten Personen und Unternehmen entlang der Lieferkette über einen e-Palettenschein miteinander zu verbinden und zu verwalten. Der Tauschprozess wird digital erfasst und bietet somit jederzeit Transparenz für beide Seiten. Sogar Palettenschulden werden automatisch dokumentiert und rechtssicher auf den jeweiligen Konten hinterlegt. Mit Systemen von Unternehmen wie dem TIMOCOM Partner inter.PAL können Fahrer ihre Lademittelverwaltung digitalisieren und somit vereinfachen. Nicht nur die Eingabe der Paletten, sondern auch die Abstimmung mit dem Warenempfänger werden hier digital erledigt. Das spart Zeit und hilft dabei Fehler zu vermeiden.

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Marie-Luise Neas

Marketing Communications Manager

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