Logistikwissen 25.11.2021
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Nachhaltigkeit: 5 wichtige Begriffe für Logistiker und die größten Meilensteine

Teil 1 der Blogserie „Nachhaltige Logistik“ – Von der Bewegung zur Kehrtwende

Das Green-we-can-Logo von TIMOCOM zeigt einen grünen LKW, dem anstelle eines Auspuffs ein Blatt entspringt.

Fast 18 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entfallen auf den Straßengütertransport, wie statista mitteilt. Allein in Deutschland betrug der Anteil der Landverkehrsträger an der Transportkette im Jahr 2020 rund 72,5 Prozent – Tendenz steigend. Dem gegenüber steht der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit in den globalen Wertschöpfungs- und damit auch Transportketten.

Gerade erst wurde im Rahmen des Weltklimagipfels in Glasgow von einem Teil der Delegierten ein Abkommen zum Verzicht auf fossile Brennstoffe bei Autos oder Vans unterzeichnet. Außerdem riefen die Teilnehmer erstmals dazu auf, den Verzicht auf weltweite Kohleverstromung einzuleiten. Nach dem deutschen Lieferkettengesetz sind dies zwei weitere Beschlüsse, die unmittelbare Auswirkungen auf die Transport- und Logistikbranche haben und den weiteren Verlauf erahnen lassen.

Die neue Serie „Nachhaltige Logistik“ im TIMOCOM Blog beschäftigt sich mit den Herausforderungen und Chancen nachhaltigen Handelns für Unternehmen aus Transport & Logistik. Sie klärt wichtige Begrifflichkeiten zum Thema, betrachtet die bisherige Entwicklung und wirft auch einen Blick auf das, was die Zukunft bereithalten kann.

Noch gehören „Wo befindet sich der LKW gerade?“ und „Kommt die Ware pünktlich?“ vermutlich mit zu den meistgestellten Fragen in der Transportkette. Gleichzeitig steigt auf Seiten der Kunden und Verbraucher der Wunsch nach Informationen, wie dem Ursprung verwendeter Rohstoffe, menschenwürdiger Produktion sowie umweltfreundlichen Transporten. Transparente Lieferketten beginnen demnach beispielsweise mit Auskünften zum nachhaltigen Anbau von Feldfrüchten, nicht mit dem Überblick über aktuelle Lagerbestände oder mit Versandbenachrichtigung.

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Um für ein Grundverständnis zu sorgen, startet die Serie mit der Erklärung der 5 wichtigsten Begriffe mit direktem Bezug zu Transport & Logistik sowie einem kurzen Abriss zur Entwicklung der Nachhaltigkeit.

Kein Buzzword-Bingo: 5 Nachhaltigkeits-Begriffe für Logistiker

Jede Entwicklung bringt neue Begriffe mit sich, so auch das große Themenfeld „nachhaltige Logistik“ oder auch „transparente Logistik“. Was ist der Unterschied zwischen Ökobilanz und ökologischem Fußabdruck, oder gibt es gar keinen? Bevor also ein Einstieg in das komplexe Thema gemacht werden kann, muss Klarheit über häufig verwendete Begrifflichkeiten bestehen. Das Internet hält eine Reihe Lexika bereit, die ausschließlich Fachbegriffe zum Thema Nachhaltigkeit enthalten. Die folgende Liste stellt einen Auszug dar; die Erläuterungen erscheinen nach einem Klick auf das Stichwort.


Das Bild zeigt die 3 Säulen der Nachhaltigkeit: Soziales, Ökologie, Ökonomie.

Nachhaltigkeit steht auf drei Säulen, die miteinander in permanenter Wechselwirkung stehen:

  • Soziales: Sie betrachtet den Menschen als humane Ressource, ist dabei aber der Gegenentwurf zu Ausbeutung und moderner Sklaverei. Es steht im Fokus, ob die Menschenwürde gewahrt wird und jeder die gleichen Chancen hat auf Bildung, Kultur und Wohlstand. Zum Menschen selbst kommen aus unternehmerischer Sicht noch Fachwissen sowie Engagement hinzu.
  • Ökologie: Hier wird der sparsame Umgang mit natürlichen Ressourcen angesprochen. Was der Natur entnommen wird soll demnach eine realistische Chance haben, sich aus eigener Kraft zu regenerieren. Artenvielfalt und gesunde Ökosysteme sind das Ziel.
  • Ökonomie: Sozial und ökologisch handelnde Unternehmen müssen auch monetär Gewinne erzielen. Diese sichern die Fähigkeit, nachhaltige Investitionen zu tätigen in zukunftsfähige Technologien, Fortbildungen oder auch Nachhaltigkeitsprojekte und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Vom Rohstoff bis zur Bereitstellung des Endprodukts beim Verbraucher berücksichtigt die „Transparenz der Wertschöpfungskette“ alle Schritte im Produktlebenszyklus. Transparenz ist hier ein wesentlicher Indikator für Nachhaltigkeit, denn hier ist die lückenlose Auskunft über die Rohstoffe, die Verarbeitungs- und Transportmethoden etc. entscheidend. Im Rahmen des 2023 in Kraft tretenden Lieferkettengesetzes wird dies für deutsche Unternehmen einer der wichtigsten Aspekte sein.

Der Begriff wird manchmal mit Supply Chain Transparency gleichgesetzt. Allerdings bedeutet Real-Time-Visibility übersetzt „Sichtbarkeit in Echtzeit (von Transporten oder Lagerbeständen usw.)“. Man kann sich Real-Time-Visibility im Sinne der Nachhaltigkeit zunutze machen und mit ihrer Hilfe ressourcenschonend arbeiten.

Die Energiewende sieht langfristig eine kohlenstofffreie Wirtschaft vor. Sprich, die Weltwirtschaft soll schrittweise ihre Verfahren so umstellen, dass immer weniger Treibhausgase, auch „Emissionen“ genannt, produziert und in die Erdatmosphäre geleitet werden. Ein wichtiger Punkt ist hier die Abkehr von der Nutzung fossiler Brennstoffe und der zunehmende Einsatz erneuerbarer Energien, z. B. Wind-, Solar-, oder Wasserkraft. Dekarbonisierung in der Logistik kann z. B. durch die Modernisierung des Fuhrparks mit Elektrofahrzeugen oder sparsamen Verbrennungsmotoren unterstützt werden sowie durch die Neubewertung bestehender Lieferketten.

Die Ökobilanz bezeichnet ein Verfahren, mit dem ursprünglich nur die Umweltfreundlichkeit von Produkten bewertet wurde. Hier fließen vor allem Daten aus der Produktion ein, z. B. wie viel Emissionen zur Verarbeitung eines Rohstoffes bis zum fertigen Produkt und dessen Auslieferung entstehen. Die Ökobilanz greift inzwischen auch die Daten aus Dienstleistungen sowie Verhaltensweisen auf.


  • Ökologischer Fußabdruck: Ursprünglich eine Werbekampagne vom Ölkonzern British Petrol, hat sich der ökologische Fußabdruck verselbstständigt und zum Indikator entwickelt, der sich auf jeden einzelnen Menschen bezieht. Er wird von führenden Nachhaltigkeits-Organisationen wie Brot für die Welt oder Global Citizen aufgegriffen und gibt an, welche Fläche benötigt würde, um den Lebensstandard eines Menschen nachhaltig zu sichern. Wer neugierig ist, kann in einem einfachen Online-Test den eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen und erhält Tipps, ihn zu reduzieren.
  • Erdüberlastungstag: Auch als „Earth Overshoot Day“ bekannt, kennzeichnet dieser Tag das Datum innerhalb eines Kalenderjahres, an dem die Gesamtheit der ökologischen Fußabdrücke die Erdoberfläche komplett abdeckt. Die natürlichen Ressourcen sind an diesem Datum, das jährlich wechselt, aufgebraucht. Im Jahr 2021 war dieser Punkt am 29. Juli erreicht.

Die (Wieder-) Entdeckung der Nachhaltigkeit

Naturvölker tun es seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte, zivilisierte und aufgeklärte Industriestaaten müssen es derzeit neu erlernen: das Leben und Wirtschaften im Einklang mit dem, was der Planet bietet.

Klicken und mehr erfahren: Die folgenden Meilensteine haben heute den größten Einfluss auf nachhaltiges Handeln.

Der Begriff „Treibhauseffekt“ geht auf Untersuchungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurück, bevor er sich im 20. Jahrhundert etablierte. Jean Baptiste Joseph Fourier und John Tyndall untersuchten den Effekt freigesetzter Emissionen auf das Erdklima. Sie verglichen die Reaktionen, die sie auf dem Planeten und in seiner Atmosphäre feststellten, mit denen der sogenannten „Kochkiste“, einem wärmedämmenden Gefäß.

Wie bitte? Das war gar kein Klimaaktivist? Nein.
Aurelio Pecchei, ein Industrieller, spürte eine wachsende Sorge um die Menschheit. Gemeinsam mit dem Wissenschaftler Alexander King gründete er 1965 den CLUB OF ROME. Nur sieben Jahre später erschien in Zusammenarbeit mit MIT-Professoren das Buch „Die Grenzen des Wachstums“, das erstmals die Wechselwirkungen zwischen Menschen, Natur und Wirtschaft beschreibt. Der Verband besteht aus Experten aus 30 Ländern, die zum Thema „Zukunftsprobleme der Menschheit“ forschen, nach Lösungen suchen und diese evaluieren. Getreu dem Kredo „WISSEN, DENKEN, HANDELN“ ist die Organisation international tätig, unterstützt z. B. die Global Marshall Plan Initiative und unterhält ein Netzwerk von CLUB OF ROME Schulen.

  • Agenda 21: Rio de Janeiro war im Juni 1992 Gastgeber der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung. Mit ihrer Rede „Hört auf die Kinder“ wurde die damals 12-jährige Severn Cullis-Suzuki Symbolbild der Notwendigkeit zu handeln. Als Ergebnis enthält die Agenda ein Aktionsprogramm aus entwicklungs- und umweltpolitischen Handlungsempfehlungen für das 21. Jahrhundert.
  • Kyoto-Protokoll: Im japanischen Kyoto wurde im Dezember 1997 verbindlich, was die Agenda 21 nur lose als Richtlinie dokumentierte: Einige der teilnehmenden Staaten fasste den Beschluss, bis zum Jahr 2000 gemeinsam den CO2-Ausstoß um 5,2 Prozent zu verringern. Trotz mehrerer Verschiebungen nach hinten gilt das Kyoto-Protokoll als Meilenstein in der Klimapolitik, da erstmals bindend ein Reduktionswert festgelegt wurde.
  • Agenda 2030: Im September 2015 fand in New York der “Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung“ statt. Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele gingen als Ergebnis aus dem Gipfel hervor und haben als Weltzukunftsvertrag „Agenda 2030“ noch immer Gültigkeit. 193 Staats- und Regierungsoberhäupter stimmten dem Ziel zu, jedem Menschen ein würdevolles Leben zu sichern, und das bis zum Jahr 2030. Alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit werden in diesen 17 Zielen berücksichtigt.

Auch als „COP 21“ bekannt, schafften es die Teilnehmer der internationalen Klimakonferenz im Dezember 2015, alle Staaten für den Klimaschutz in die Pflicht zu nehmen und die Energiewende endgültig einzuläuten. Das oberste Ziel des Abkommens ist die Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius, um die Folgen des Klimawandels zu stoppen. Diese Bezifferung wurde erstmals in einem völkerrechtlichen Vertrag festgelegt und ist somit weltweit bindend. Jeder einzelne Staat ist damit verpflichtet, ein eigenes Maßnahmenpaket zu schnüren und umzusetzen.

Der Deutsche Bundesrat verabschiedete am 25. Juni 2021 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Es tritt Anfang 2023 in Kraft und macht nachhaltige Lieferketten zunächst für deutsche Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigen sowie ihre Zulieferer zur Pflicht. Unternehmen, die bereits auf freiwilliger Basis für Nachhaltigkeit eintreten und diese leben, sollen demnach besondere Unterstützung erfahren. Inhaltlich zielt das Gesetz darauf ab, bestehende Gefahren für Menschen und Umwelt festzustellen und zu beseitigen sowie Präventionsmaßnahmen zu etablieren.

Im Herbst 2021 hieß Glasgow die Vertreter aus fast 200 Ländern zur Klimakonferenz „COP26“ willkommen. Die Delegierten beurteilten die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen und beschlossen im „Klimapakt von Glasgow“ eine schnellere Abkehr von fossilen Brennstoffen. Darüber hinaus unterzeichneten über 100 Teilnehmer ein Abkommen, das ein Enddatum von Verbrennungsmotoren definiert. Deutschland unterschrieb es vorerst nicht mit Verweis auf eine abweichende Haltung zum Thema E-Fuels, also synthetischer Kraftstoffe. Ihre Verwendung schließen die Unterzeichner aus.

Nachhaltige Logistik – Es ist viel passiert. Noch mehr bleibt zu tun.

Jeder kennt sie, die Bilder der Ausbeutung von Menschen und Natur, von Umweltverschmutzung und -katastrophen, von Protesten und Klimagipfeln.
Nun geht es darum, sich mit dem zu befassen, was all diese Bilder bewirkt haben. Welche Ableitungen aus den Beschlüssen und Gesetzen sind für Transport- und Logistikunternehmen relevant? Welche Maßnahmen können Unternehmen, die im Rahmen des Lieferkettengesetzes als Zulieferer gelten, ergreifen?

Die kommenden Teile der Serie „Nachhaltige Logistik“ setzen Impulse zur Beantwortung genau dieser Fragen. Der Klimawandel möchte in die Welt transportiert werden – dies bedarf bester Logistik.

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