Transportmarkt 19.05.2020
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Turbo oder Tiefschlag - So konträr können die Auswirkungen von Corona auf das Speditionsgewerbe sein

Gastbeitrag von Andreas Rinnhofer

Andreas Rinnhofer steht in einer Lagerhalle.

Die Corona-Krise bestimmt derzeit unser gesamtes Leben. Beinahe alle Wirtschaftszweige sind von der Pandemie betroffen. Einige mehr, andere weniger. Unter anderem besonders stark bekommt die Transport- und Logistikbranche die Auswirkungen von Corona zu spüren.

Inhalt:

Welche Veränderungen zeigen sich bisher in der Logistikbranche?

Wie kann man diese Veränderungen begünstigen?

Was lernen wir aus alledem?


Grenzen sind geschlossen, Waren aus China kommen verspätet oder gar nicht, und zahlreiche Angestellte müssen wegen fehlender Kinderbetreuung zu Hause bleiben. Was Mitarbeiter*innen in der Speditionsbranche jedoch am stärksten belastet, ist der Einbruch der Auftragslage Ihrer Arbeitgeber: Wenn große Verlader wie z. B. VW die Produktion einstellen, zieht dies ein gewaltiges Ausmaß von Folgen für die Logistikjobs nach sich. Viele müssen auf Kurzarbeit umgestellt oder gekündigt werden.

Während sich Logistiker mit diesen Schwierigkeiten auseinandersetzen müssen, kommen immer wieder Lockerungen der Maßnahmen ins Spiel.
Wie wirkt sich Corona auf die Branchen Spedition und Logistik derzeit aus? Sind Lockerungen tatsächlich die Lösung? Wie viel ist ein Menschenleben wert? Was wird die Zukunft bringen? Mit all diesen Fragen werden wir uns im Folgenden beschäftigen und versuchen, Antworten darauf zu finden.

Welche Veränderungen zeigen sich bisher für Logistikunternehmen?

Die Logistikbranche sieht derzeit turbulenten Zeiten entgegen. Dies hat mehrere Gründe.

  • Der EU-Mobilitätspakt:
    Zum einen ist zu diesem Thema mit Sicherheit der EU-Mobilitätspakt zu nennen, der dem Transportsektor die meisten Veränderungen seit mindestens 10 Jahren beschert. Er beinhaltet positive Veränderungen wie beispielsweise die Heimkehrverpflichtung von LKW-Fahrern nach maximal drei Wochen oder die genaue Standortaufzeichnung. Auch einige negative Auswirkungen bringt der Mobilitätspakt mit sich wie die Nichteinbeziehung in diverse Regelungen von Fahrer*innen von LKWs unter 3,5 Tonnen. Egal, ob positive oder negative Folgen – die zahlreichen Veränderungen sind bereits beschlossen. Spediteure und Logistiker müssen sich darauf einstellen.

  • Das Corona Virus:
    Zu alledem kommt nun auch noch Corona mit ins Spiel und wirbelt die Logistikbranche noch zusätzlich auf. Zahlreiche Grenzen wurden geschlossen, was zu langen Wartezeiten und somit zu Verzögerungen führte. Die Produktion in China, woher unzählige Waren importiert werden, stand eine lange Zeit still, was zu Engpässen und verspäteten Lieferungen führte. Auch der umfangreiche Produktionsstopp im eigenen Land bzw. weltweit hat dazu geführt, dass die Anzahl an Transporten am Markt stark zurückgegangen ist. Die Euphorie von Anfang April, als noch zusätzliche Sonderfahrten in Auftrag gegeben werden konnten, ist mittlerweile längst verflogen und der Diskussion über Preise gewichen, die mittlerweile ins Bodenlose gestürzt sind.

    Diese Mammutaufgabe zu stemmen ist auch aufgrund bereits länger andauernder Probleme, wie beispielsweise Personalmangel, sehr schwer zu bewältigen. Andererseits ist es den Logistikunternehmen derzeit kaum möglich, neues Personal einzustellen, da Zurückhaltung geboten ist. Wohin wird die wirtschaftliche Reise führen? Wie wird sich der Exportmarkt Deutschlands und der Importmarkt anderer Länder entwickeln? Deutschland als Exportweltmeister ist stark von anderen Ländern abhängig und wenn diese nicht einkaufen, wird besonders die Logistikbranche davon betroffen sein.

  • Der demografische Wandel in der Speditionsbranche:
    Wie die gesamte Bevölkerung ist auch die Speditions- und Logistikbranche vom demografischen Wandel betroffen. Wie wahrscheinlich den meisten Menschen, die in dieser Branche arbeiten, bekannt sein dürfte, ist der typische LKW-Fahrer meist männlich und über 50. Letztlich bedeutet dies, dass er in absehbarer Zeit in Rente gehen wird. Die Anzahl möglicher Auszubildenden ist geringer als die in Rente gehenden Berufskraftfahrer. Diese Tatsache wird sich in naher Zukunft, wenn auch nicht unmittelbar jetzt, deutlich bemerkbar machen, vor allem in einer Boomphase nach der Krise.

  • Die Digitalisierung der Logistik:
    Eine weitere massive Veränderung, der Logistikunternehmen unterliegen, ist die digitale Transformation. Diese wird von den meisten Menschen in der Logistikbranche als große Herausforderung angesehen. Wohin genau die Reise führt, ist dabei noch nicht abzusehen. Zu erwarten ist allerdings, dass in Zukunft die Datenstraße mehr Verkehr aufweisen wird als die Autobahn. Viele gehen davon aus, dass Drohnen eingesetzt werden könnten, um die Inventuren in den Lagern durchzuführen. Auch wird vermutlich digitale Technik eingesetzt werden, um die Routen der LKW-Fahrer*innen effektiver zu planen. Vielleicht werden irgendwann auch autonom fahrende Fahrzeuge den Warentransport erledigen?
    Das Erfolgsrezept im Hinblick auf die digitale Transformation ist hier sicherlich, Prozesse zu definieren, die ständig evaluiert und weiterentwickelt werden. Wegen der Tradition an immer schon so Praktiziertem festzuhalten, ist sicher nicht zeitgemäß und wettbewerbsfähig.
    Wie sich die Digitalisierung tatsächlich bereits in der Logistikbranche auswirkt, sieht man an digitalen Schulungsmaßnahmen. Besonders in der jetzigen, von Corona dominierten Zeit, aber auch zuvor, haben wir von Spedifort eine steigende Nachfrage an Online-Schulungsmaßnahmen feststellen können. Man sollte nicht dem Irrglauben verfallen, mit Kursen zur Weiterbildung neues Wissen bereitstellen zu müssen. Sämtliches Wissen ist heutzutage im Internet per Klick verfügbar. Worauf es jetzt ankommt, ist Wissen strukturiert und “erlernbar” anzubieten.
    All diese Veränderungen werden die Logistikbranche noch eine lange Zeit beschäftigen. Es wird erst viel später absehbar sein, inwieweit diese positiver oder negativer Natur sein werden.

Wie kann man diese Veränderungen begünstigen?

Während Sie auf einige dieser Veränderungen, wie beispielsweise Corona-Virus und EU-Mobilitätspakt, kaum einen Einfluss nehmen können, haben Sie gerade beim Punkt der Digitalisierung die Möglichkeit, einen positiven Nutzen für Ihr Unternehmen  zu ziehen. Dies beginnt bei Schulungen, die Sie Ihren Mitarbeiter*innen regelmäßig anbieten sollten, um alle auf dem aktuellen Stand zu halten und die Arbeitsabläufe sicher und zuverlässig zu gestalten. Mussten sich Unternehmer früher um große Schulungsräume kümmern, bieten heute digitale Weiterbildungsprogramme dezentrale Schulungen an.

Dies kann von zu Hause aus, im Büro oder gar im LKW gemacht werden. Auch bieten digitale Fortbildungen die Möglichkeit, diese Schulung zeitlich flexibel abzuhalten und sie auf diese Weise besser mit den Arbeitszeiten im Unternehmen abzustimmen.
Besonders jetzt in Corona-Zeiten ist Abstandhalten wichtiger denn je. Durch digitale Weiterbildungen kann diese Abstandsregel wunderbar eingehalten werden. Auch der Trainer muss sich nicht dem Risiko aussetzen, in einem überfüllten Raum seine Schulungen abzuhalten. Generell sollte es in Zukunft möglich sein – wie es eine EU-Verordnung aus dem Jahre 2018 bereits ermöglicht – 12 von insgesamt 35 Unterrichtsstunden im Rahmen der BKF-Weiterbildung ohne Trainer, also digital, absolvieren zu können.

Wenn Sie sich gerne eingehender zu den Chancen und Möglichkeiten der digitalen Transformation in der Transport- und Logistikbranche informieren möchten, nehmen Sie gern an unserem kostenfreien Online-Videokurs “Digitalisierungskompass” teil. Hier können Sie sich dafür anmelden: https://vertrieb.inn-ovativ.com/de-de/digitalisierungskompass

Was lernen wir aus alledem?

Als Fazit lässt sich mit Sicherheit festhalten, dass sich die Logistikbranche in einer schwierigen Zeit befindet. Ebenso ist absehbar, dass diese komplizierte Phase noch länger anhalten wird. Auch wenn Corona irgendwann überstanden ist, wird es weiterhin zu den oben erwähnten Problemen in dieser Branche kommen, denn diese können nicht mit einem Impfstoff „überwunden“ werden.
Damit Ihr Unternehmen weiterhin wettbewerbsfähig bleibt und nicht den Anschluss verliert, sollten Sie daher trotz dieser besonders schwierigen Phase an die Zukunft denken. Investitionen in E-Learning, TMS, Telematic und vieles mehr sind gerade jetzt besonders wichtig und können in Zukunft den Unterschied ausmachen, ob Ihr Unternehmen aus dem Tal der Tränen herauskommt oder an den Herausforderungen zerbricht. Nutzen Sie Corona jetzt als Turbo für Ihr Unternehmen und nehmen Sie neue Projekte in Angriff.
Denken Sie immer daran: Vielleicht stehen Sie jetzt vor großen Herausforderungen. Aber nach jedem tiefen Tal folgt in aller Regel eine Phase des Booms. Wenn Sie es schaffen, sich auf diesen Boom vorzubereiten, werden all Ihre jetzigen Sorgen dann der Vergangenheit angehören und Sie gehören zu den Gewinnern der Krise.

Über den Gast-Autor:

Andreas Rinnhofer brennt seit 20 Jahren für die Speditionsbranche. Der Digitalisierungsfan betreibt die E-Learning-Plattform Spedifort. Damit hilft er Logistikbetrieben, Schulungen für Mitarbeiter*innen flexibler und kostengünstiger zu gestalten. Besonders freut er sich darüber, dass seine Idee es in eine Sendung von Pro7 Galileo geschafft hat und auch Fachmedien ihm regelmäßig Artikel widmen.

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