Transportmarkt 10.10.2023
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Wirtschaftliches Desaster: die geplante Mauterhöhung und ihre harte Realität

Ein Meinungsbeitrag von Gunnar Gburek, Head of Business Affairs, TIMOCOM GmbH

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Belastende Auswirkungen durch die geplante Mauterhöhung dürfen keinesfalls ignoriert und hinter verschlossener Tür versteckt werden. 

Die geplante Mauterhöhung in Deutschland zum 01. Dezember 2023 ist mehr als nur eine finanzielle Belastung – sie ist ein wirtschaftlicher Albtraum für das Rückgrat unserer Versorgung und Wirtschaft, den Straßengüterverkehr! 

So soll ab Ende 2023 für alle LKW mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse über 7,5 Tonnen, zusätzlich zur bestehenden Maut, ein Mautteilsatz für den CO²-Ausstoß fällig werden – ab 2024 sind die höheren Mautgebühren dann auch für weitere Transportklassen geplant. Diese Maßnahmen werden über die Transportbranche hinaus auch die Industrie, den Handel und Konsumenten in Mitleidenschaft ziehen. Es steht viel mehr auf dem Spiel als nur die Frage nach den Kosten: es geht um den Erhalt und den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland!

Ein Teufelskreis von Mehrkosten

Die geplante, sogenannte CO²-Maut ist nichts weiter als eine „versteckte“, politisch motivierte Steuererhöhung, deren vermeintliche Sachargumente absolut keinen Bezug zur Realität aufweisen. Durch die Einführung einer CO²-Maut, wie sie zum 01. Dezember 2023 geplant ist, werden die Mautgebühren für LKW nahezu verdoppelt werden. Eine schier unlösbare Herausforderung für die Logistikbranche, die bereits alles in ihrer Macht Stehende tut, um den steigenden Kosten effizient zu begegnen. Der wachsende Druck auf Transportunternehmen, einen Teil dieser höheren Kosten durch die Reduzierung ihrer eigenen Gewinnmarge auszugleichen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist schlicht inakzeptabel. Diese Vorgehensweise stellt eine eklatante Behinderung für eine Vielzahl an Unternehmen dar. Denn, schon heute arbeitet die Transportbranche bereits mit äußerst niedrigen Margen. Dadurch, dass die Gewinnmarge erneut belastet werden soll, bedeutet dies für Unternehmen zwangsläufig, dass sie weniger finanzielle Mittel für zum Beispiel dringend benötigte Zukunftstechnologien zur Verfügung stehen haben werden. Investitionen in emissionsärmere Transportlösungen wie E-LKW und alternative Antriebsmethoden werden damit blockiert – wobei die Transportunternehmen bei ihren Bemühungen zur Einführung nachhaltigerer Praktiken doch eigentlich unterstützt und nicht rücksichtlos behindert werden sollten.

Doch das ist noch längst nicht alles. Andere, vor allem kleinere und mittelständische Transportunternehmen landen im Zuge der erhöhten Belastung sogar im Minus – diese haben dann langfristig gesehen absolut keine Überlebenschance mehr am Markt. Die drastische Konsequenz: sie geraten in eine äußerst prekäre Situation, werden erneut zur Kasse gebeten und müssen im Zweifelsfall aufgeben. Ein Teufelskreis, der durch die geplante Erhöhung der Mautgebühren weiter verstärkt wird – die bereits angespannte Situation wird ohne Rücksicht auf Verluste nochmals verschärft!

Die geplante Mauterhöhung versagt als Lenkungsinstrument 

Die erhöhten Mautgebühren werden immer wieder als Lenkungsinstrument zur Förderung eines umweltfreundlicheren Transports angepriesen. Die knallharte Realität zeigt jedoch ein düsteres Bild: die erhoffte Lenkungswirkung wird ausbleiben, und das aus handfesten Gründen. Die notwendige Infrastruktur für alternative Antriebstechniken ist schlichtweg weder ausreichend noch flächendeckend verfügbar. Zudem dürften auch die entsprechenden Fahrzeuge bis Ende 2023 und auch im Jahr 2024 noch nicht in relevanter Stückzahl am Markt angeboten werden. Mit solchen Maßnahmen ist die Aussicht auf eine Zukunft mit „grüner“ Logistik fragwürdig. Die geplante Mauterhöhung hat keinerlei Nutzen für das Klima – stattdessen verursacht sie einen immensen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden.

Eine unverantwortliche Maßnahme mit weitreichenden Folgen

Den größten Teil der Mautkosten werden die Logistikbranche und produzierende Unternehmen aber nicht allein tragen können. Diese werden zwangsläufig über die verschiedenen Stufen an den (End-)Konsumenten weitergegeben. Damit droht eine allgemeine Verteuerung von Waren und Dienstleistungen, sodass die Mehrkosten letztlich die gesamte Bevölkerung erreichen werden. Bei der derzeitigen Inflation noch einmal ein zusätzlicher Teuerungsfaktor.

Es gilt alternative Lösungen zu suchen, die die Umwelt schützen, aber auch die Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft nicht mit solch weitreichenden Folgen belastet. Denn auf dem Spiel steht die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wirtschaftsstandorts – und auch die Lebensqualität aller Betroffenen.

Es ist an der Zeit, die Realität zu akzeptieren – LKW-Transporte sind das Rückgrat unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Um es noch einmal deutlich zu machen: schon heute legt kein LKW ohne begründeten Anlass Strecke zurück. Hinter jeder Fahrt steht ein Transport, der unsere Wirtschaft am Leben hält, unseren Wohlstand sichert und die Gesellschaft mit allem notwendigen Gütern versorgt. Die höheren Mautkosten werden keine kurzfristigen Veränderungen im Modal-Split herbeiführen können. Dazu ist die Infrastruktur für die alternativen Verkehrsträger wie Schiene und Binnenschiff aktuell nicht in der Lage. Der Straßengüterverkehr wird also weiterhin dringend benötigt und stattfinden. Und das auch zu erhöhten Kosten.

 

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Samira Gryzia

Marketing Communications Manager

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