ADR (Gefahrgut)

ADR bezeichnet ein internationales Übereinkommen über den grenzüberschreitenden Transport von Gefahrgut. Es enthält Definition und Beschreibung der verschiedenen Arten von Gefahrgut sowie Vorschriften für den Straßenverkehr bezüglich Verpackung, Ladungssicherung und Kennzeichnung.

Wofür steht der Begriff ADR?

ADR steht für „Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road.“  Auf Deutsch: „Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße.“ Die Abkürzung ADR ist in der Transportbranche weit verbreitet.

Das Übereinkommen hieß ursprünglich „Accord européen relatif au transport international des marchandises dangereuses par route“ und richtete sich vorwiegend an europäische Staaten. Da der Begriff aber international verwendet wird und auch nicht-europäischen Staaten eine Möglichkeit der Beteiligung eröffnen soll, wurde 2019 beschlossen, den Begriff „européen“ aus dem Namen zu streichen. Diese Änderung trat im Jahr 2021 in Kraft.

Was war das Ziel des ADR-Abkommens?

Das ADR-Abkommen wurde bereits 1957 von den Vereinten Nationen in Genf beschlossen, trat aber erst Ende Januar 1968 in Kraft. Es wurde beschlossen, um den grenzüberschreitenden Transport gefährlicher Güter sicherer, einheitlicher und kontrollierbarer zu gestalten. Ziel war es und ist es noch heute, Risiken für Menschen, Umwelt und Infrastruktur zu minimieren und gleichzeitig den internationalen Handel mit gefährlichen Stoffen zu erleichtern. Durch die Harmonisierung der Vorschriften sollen Missverständnisse und unterschiedliche nationale Regelungen vermieden werden.

Alle zwei Jahre wird es an die neuesten technischen und juristischen Erkenntnisse angepasst.

Wo gilt das ADR-Abkommen?

Das ADR-Abkommen wurde mittlerweile von über 50 Staaten unterzeichnet und ist dort gültig. Dazu gehören alle europäischen Staaten, nordafrikanische Staaten wie Marokko und Tunesien sowie asiatische Staaten wie Tadschikistan, Usbekistan und Aserbaidschan.

Welche Vorschriften gibt es für Gefahrgut?

  • Jedes Unternehmen, das regelmäßig Gefahrgut befördert, benötigt mindestens einen Gefahrgutbeauftragten. Er ist dafür verantwortlich, dass die Bestimmungen und Auflagen bezüglich Gefahrgut eingehalten werden.
  • Jeder LKW, der Gefahrgut transportiert, braucht eine besondere Ausstattung und Ladungssicherung. Dazu gehören die auf und zu klappbaren orangefarbenen Warntafeln, Helm und Schutzbrille sowie zwei Feuerlöscher.
  • Jeder LKW-Fahrer, der Gefahrgut transportiert, braucht einen Gefahrgutschein. Die offizielle Bezeichnung ist „ADR-Schulungsbescheinigung“. Die Bescheinigung gilt fünf Jahre und läuft dann automatisch aus, wenn sie nicht vor Ablauf verlängert wird. Dafür muss der Fahrer einen Auffrischungskurs absolvieren.
    Die Bescheinigung kann bei der zuständigen IHK oder auch der DEKRA Akademie erlangt werden. 

Welche Dokumente müssen bei einem Gefahrguttransport ausgestellt und mitgeführt werden?

Für einen Transport von ADR-Gütern müssen verschiedene Dokumente ausgestellt und mitgeführt werden. Dazu zählen der ADR-Schein, der Beförderungsschein sowie das Weisungspapier (Unfallmerkblatt), das Anweisungen für das Verhalten im Falle eines Unfalls gibt.

Das ADR-Beförderungspapier ist sehr wichtig und wird vom Auftraggeber/Versender ausgestellt. Es beinhaltet folgende Informationen: die UN-Nummer, die offizielle Bezeichnung des Stoffes, die Gefahrzettelmuster, die Verpackungsgruppe und ggf. weitere Sondervereinbarungen. 
Das Dokument muss stets mitgeführt und anschließend drei Monate aufbewahrt werden.

Welche Arten von Gefahrgut gibt es?

Gefahrgut wird in 9 Klassen mit weiteren Unterklassen aufgeteilt.

Hier finden Sie eine Auflistung der Klassen und Stoffe, sowie Besonderheiten, die zu beachten sind.

Klasse 1: Explosive Stoffe und Gegenstände

  • betrifft unter anderem Feuerwerkskörper, Sprengstoffe, Munition
  • besondere Vorsicht bei Lagerung, Transport und Erschütterungen erforderlich

Klasse 2: Gase

  • beinhaltet unter Druck stehende, verflüssigte oder gelöste Gase (z. B. Propan, Sauerstoff)
  • Gase können entzündlich, giftig oder erstickend sein

Klasse 3: Entzündbare Flüssigkeiten

  • dazu zählen brennbare Stoffe wie Benzin, Ethanol oder Lösungsmittel
  • Zündgefahr bereits bei niedrigen Temperaturen

Klasse 4: Entzündbare feste Stoffe

Unterteilt in:

  • 4.1: Entzündbare feste Stoffe (z. B. Schwefel, Streichhölzer)
  • 4.2: Selbstentzündliche Stoffe (z. B. Phosphor)
  • 4.3: Stoffe, die bei Kontakt mit Wasser entzündliche Gase bilden

Klasse 5: Entzündend (oxidierend) wirkende Stoffe und organische Peroxide

  • 5.1: Oxidierende Stoffe (z. B. Ammoniumnitrat)
  • 5.2: Organische Peroxide (z. B. Methyl-Ethyl-Keton-Peroxid), hochreaktiv und explosionsgefährlich

Klasse 6: Giftige und ansteckungsgefährliche Stoffe

  • 6.1: Giftige Stoffe (z. B. Arsen, Zyankali)
  • 6.2: Infektiöse Stoffe (z. B. medizinische Proben mit Viren/Bakterien)

Klasse 7: Radioaktive Stoffe

  • beinhaltet Materialien mit ionisierender Strahlung (z. B. Uran, medizinische Isotope)
  • Transport unterliegt strengen Strahlenschutzauflagen

Klasse 8: Ätzende Stoffe

  • umfasst z. B. Schwefelsäure, Natronlauge oder Batteriesäure
  • können lebendes Gewebe oder Materialien zerstören

Klasse 9: Verschiedene gefährliche Stoffe und Gegenstände

  • Sammelklasse für Gefahrgüter, die keiner anderen Klasse klar zugeordnet werden können
  • Beispiele: Lithiumbatterien, umweltgefährdende Stoffe, Trockeneis, unter Druck stehende Güter wie selbstaufblasende Rettungsfloße, Druckbehälter mit komprimiertem Gas

 

 

Weiterführende Inhalte 

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Siehe auch:

  • Ladungssicherung

    Ladungssicherung, kurz LaSi, ist das Sichern des Frachtgutes während der Beförderung. Sie ist sowohl im Straßenverkehr als auch im Schienen-, Luft- und Seeverkehr von großer Bedeutung. Für PKW, LKW und Transporter wird sie in §22 der Straßenverkehrsordnung

  • ADR-Bescheinigung

    Was ist eine ADR-Bescheinigung? Um Gefahrgut befördern zu dürfen, müssen LKW-Fahrer über eine gültige ADR-Schulungsbescheinigung verfügen. Die ADR-Schulungsbescheinigung wird auch ADR-Bescheinigung oder Gefahrgutführerschein genannt. Die Gefahrgutschulung

  • ADR-Ausrüstung

    Fahrzeuge, die Gefahrgüter transportieren, benötigen für den Umgang mit Gefahrgut spezielle Ausrüstungsgegenstände, damit die Beförderung überhaupt durchgeführt werden darf. Da dies nur Gefahrguttransporte betrifft, nennt man sie auch ADR-Ausrüstung.

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