Supply Chain Risk Management in Zeiten von Digitalisierung und Krisen
So geht's: Methoden und Ansätze für das Risikomanagement in der Supply Chain
Von der Rohstoffgewinnung über den Versand zum Kunden bis zur Abfallentsorgung umfasst das Supply Chain Management alle Tätigkeiten und Informationen entlang inner- wie außerbetrieblicher Lieferketten. Aufgabe eines Supply Chain Managers ist es, Strategien zu entwickeln, diese zu optimieren. Dabei geht es zum einen darum, Kosten zu reduzieren, als auch um das präzise Terminieren von Abläufen. In den letzten Jahren tritt zudem das Absichern gegen potenzielle Risiken immer stärker in den Vordergrund.
Die Pandemie hat erstmals wirklich gezeigt, wie anfällig die mittlerweile globalen Supply Chains sind. Seitdem ist die Welt nicht weniger von Krisen geprägt: politische Spannungen, kriegerische Auseinandersetzungen, Strafzölle, Fachkräftemangel oder steigende Energiepreise. Hinzu kommt der steigende Digitalisierungsgrad in der gesamten Lieferkette, der sie wiederum anfällig für damit verbundene Cyberrisiken macht.
Stabile Liefertermine trotz Krisen? Unser Whitepaper zeigt, wie modernes Supply Chain Risk Management Ihre Logistik absichert – mit konkreten Strategien und praxisnahen Ansätzen.
Supply-Chain-Risiken besser abschätzen
Ein Supply Chain Risiko beschreibt einen potenziellen Schaden, der mit seiner individuellen Wahrscheinlichkeit seines Eintritts bewertet wurde und der Auswirkungen auf mehr als ein einzelnes Unternehmen einer Lieferkette hat. Schwer abschätzbare Risiken in der Lieferkette liegen zumeist in der mangelnden Transparenz in der Wertschöpfungskette begründet und in der Abhängigkeit, in der sich die einzelnen Partner untereinander befinden.
Das Rückgrat, um Supply-Chain-Risiken besser abschätzen und präventiv gegen sie vorgehen zu können, bildet ein modernes Supply Chain Risk Management (SCRM). SCRM ist damit ein Baustein innerhalb des Supply Chain Managements. In ihm werden alle Strategien und Maßnahmen, alle Institutionen, alle Prozesse sowie alle Technologien umgesetzt, die auf organisatorischer, technischer und personeller Ebene dazu eingesetzt werden können, das Risiko innerhalb einer Lieferkette zu minimieren.
Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) spricht in ihrer 15. Studie „Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain Management 2023/2024“ von Triple Transformation. Demnach müssten die Leitlinien zukunftsfähiger Wertschöpfungsketten von den Faktoren Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz bestimmt sein. Alle drei Bereiche zu verändern hilft demnach, die steigenden Risiken kalkulierbar zu machen.
- Supply Chain Risiko Management hilft allen Unternehmen einer Lieferkette – ob Auftraggeber oder Dienstleister der Logistik – Antworten auf folgende Fragen zu finden:
- Wenn trotz ausgeklügelter Prozesseffizienz Schadensereignisse nicht mehr zuverlässig kalkulierbar sind, wie kann man darauf vorausschauend reagieren?
- Muss es eine Abkehr von global hin zu lokal geben, um sich für zukünftige Engpässe in der Lieferkette besser zu rüsten?
- Wie lässt sich eine Lieferkette durch Diversifizierung schneller und mit mehr Kontrolle orchestrieren?
- Lässt sich durch Regionalisierung der Lieferkette gleichzeitig die Qualität und Zuverlässigkeit der Supply Chain erhöhen?
Mehr Transparenz, mehr Flexibilität in der Supply Chain: Risikomanagement verbessern
Ein Mittel, die gegenseitige Abhängigkeit einzelner Partner einer Lieferkette zu minimieren und für mehr Transparenz zu sorgen, sind unabhängige Plattformen. Sie verbinden über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg Frachtführer, Speditionen und Unternehmen aus Produktion und Handel zu neutralen europaweiten Netzwerken, die mittlerweile aus tausenden geprüften Unternehmen bestehen. Schon heute werden über solche Systeme täglich hunderttausende internationale Laderaum- und Frachtangebote eingestellt, LKW nachverfolgt, Routen geplant und Transportkosten kalkuliert.
Frachtenbörsen, wie sie TIMOCOM über den Road Freight Marketplace anbietet, ermöglichen es Verladern, ihre Frachten/Transportaufträge einem großen, zuverlässigen Logistiknetzwerk anzubieten und sehr kurzfristig an den jeweils verfügbaren Spediteur zu vergeben, wie das Beispiel von IBIS Backwaren zeigt. Ein wesentlicher Teil der Aufgaben eines SCRM lässt sich mit solchen Plattformen abdecken. Zum Beispiel auch die Supply Chain Visibility per integrierter Live-Sendungsverfolgung.
Einsatz von KI: Cyberrisiken minimieren mit Risikomanagement in der Supply Chain
Wo der Digitalisierungsgrad von Supply Chains hoch ist, warten zusätzliche Risiken in Form von Cyberattacken. Supply Chain Risk Management muss deshalb heute auch Cyberresilienz beinhalten. Das Schlagwort lautet Cyber Supply Chain Risk Management (C-SCRM).
In ihrer international angelegten Studie „Cyber Supply Chain Risk Management“ hat die Unternehmensberatung PWC im Jahr 2024 herausgefunden, dass 56 Prozent aller befragten Unternehmen Cyberangriffe auf ihre Lieferketten erwarten. Aufschlussreich: Für ihr eigenes Unternehmen haben viele demnach bereits entsprechende Resilienzmaßnahmen getroffen, die Risikolage außerhalb der eigenen Organisation ist jedoch wenig transparent.
Genau darauf jedoch kommt es an. Denn in einer globalisierten Welt haben wir es mit einem Ökosystem aus einer Vielzahl an untereinander in Verbindung stehenden Akteuren. Und diese Ökosysteme sind anfällig. Ob NIS-2, DORA, CRA, EU AI Act oder KRITIS – alle wichtigen Cyber-Regulierungen führen mittlerweile entsprechende Anforderungen auf, wie Lieferketten abzusichern sind.
Neue digitale Lösungen schaffen Transparenz und Agilität, wie sie noch vor wenigen Jahren undenkbar waren. Echtzeitdaten, automatisierte Analysen und vernetzte Plattformen ermöglichen es, Risiken nicht nur zu managen, sondern aktiv zu steuern. Besonders Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine zunehmend zentrale Rolle. Sie analysiert Muster in historischen und aktuellen Daten, erkennt frühzeitig potenzielle Störungen – etwa Engpässe, Verspätungen oder Preisschwankungen – und schlägt proaktiv Handlungsoptionen vor.
Digitalisierung macht Supply Chains effizienter, aber auch verwundbarer. Wie Sie Cyberresilienz aufbauen und Echtzeitdaten für aktives Risikomanagement nutzen, erfahren Sie im Whitepaper.
Beispiele für Risikominimierung:
Kundenverlust durch Lieferengpässe? Lokal statt Global
Erfolgt die Verteilung von Waren über ein Zentrallager in große Absatzmärkte, führt ein Betriebsausfall des Lagers oder auch des zentralen Transportdienstleisters unweigerlich zu Engpässen und Lieferverzögerungen. Lösung: Durch die Verteilung von Waren auf mehrere kleine und regionale Lager und den Einsatz von regional angesiedelten Transportdienstleistern erhöht sich die Flexibilität. Die Ware ist schneller beim Kunden und Ausfälle lassen sich wesentlich leichter kompensieren.
Fragile Lieferantenketten? Multi- statt Single-Sourcing
Unternehmen beziehen Waren für ihre Produktion von einem Lieferanten. Bei Lieferengpässen droht schnell ein Stillstand der gesamten Produktion. Lösung: Bei Multiple Sourcing beziehen Unternehmen ihre Beschaffungsgüter von mehreren Lieferanten und reduzieren das eigene Versorgungsrisiko auf ein Minimum.
Hohe Abhängigkeit, wenig Flexibilität? Kurz- statt langfristige Verträge
Langfristige Verträge mit Logistikdienstleistern, die auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten oder bei gravierenden Änderungen bestehen, machen unflexibel und abhängig. Lösung: Kurze Laufzeiten vereinbaren. Ändern sich die Anforderungen an ein technisches Equipment oder sollen kurzfristig Liefergebiete neu justiert werden, können Unternehmen schneller reagieren.
Zu wenig Einfluss auf die eigene Logistik? Make statt Buy
Wer das Ruder bei der Logistik aus der Hand gibt, setzt sich Risiken aus, die sich selbst besser beherrschen lassen. Lösung: Unternehmen brauchen direkten Einfluss auf die Prozesse in der Lieferkette, um sie weitestgehend selbst steuern zu können. Dazu ist es nicht nötig, einen eigenen Fuhrpark aufzubauen und zu betreiben. Es geht nur darum, die richtige Information zur richtigen Zeit zu bekommen und den Überblick zu behalten, damit man rechtzeitig geeignete Vorkehrungen treffen kann. Diesen Überblick verschaffen digitale Plattformen, die alle Unternehmen der Logistikbranche zentral unter einem Dach vereinen.
Fazit: Supply Chain Risk Management sorgt für stabile Liefertermine, Qualität und Kosten
Das Ausfallrisiko von Lieferketten ist auch Jahre nach der Pandemie unverändert hoch. Langfristig erwarten Unternehmen vor diesem Hintergrund eine weitere Verschlechterung der Lieferkettensituation, Mehrkosten und damit geringere Margen.
Risikomanagement in der Supply Chain umfasst vor diesem Hintergrund Methoden und konkrete Ansätze, wie Auftraggeber für stabile Liefertermine, Qualität und Kosten sorgen können – trotz externer Einflüsse. Es hilft Speditionen und Transportunternehmen, weitverzweigte Lieferketten transparenter zu machen, Kapazitäten wirtschaftlich auszulasten und gleichzeitig flexibel auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. Weiterführende Informationen dazu gibt es in unserem Whitepaper.
Warum wir über Logistik schreiben? Weil wir seit über 25 Jahren Fracht und Laderaum zusammenbringen. Mit mehr als 55.000 Kunden ist der TIMOCOM Road Freight Marketplace eines der führenden Logistiknetzwerke für den Straßengüterverkehr in Europa.