LKW Maut berechnen - Mehr als nur Kilometer und Achsen
Von Euro-Normen bis CO₂-Aufschlägen – was Transportunternehmen beachten müssen
LKW Maut in Deutschland
Die LKW-Maut gilt für alle Fahrzeuge ab 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht im gewerblichen Güterverkehr und wird auf Autobahnen sowie Bundesstraßen erhoben. Der Betrag pro Kilometer richtet sich nach mehreren Faktoren: gefahrene Kilometer, zulässiges Gesamtgewicht, Anzahl der Achsen und Emissionsklasse des Fahrzeugs.
Die Erhebung von Wegzöllen bzw. Straßennutzungsgebühren hat in Deutschland eine jahrhundertelange Tradition. Bereits im Mittelalter wurden an wichtigen Handelsrouten Gebühren entrichtet. Die moderne LKW-Maut, wie wir sie heute kennen, wurde in Deutschland am 1. Januar 2005 eingeführt und galt vorerst auf den Bundesautobahnen für LKW im Güterverkehr mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 12 t.
Seit 2018 gilt die Mautpflicht nicht mehr nur auf Autobahnen, sondern auch auf allen Bundesstraßen – eine Entwicklung, die es für Transportunternehmen umso wichtiger macht, die LKW-Maut berechnen zu können und in ihre Kostenkalkulationen einzubeziehen.
Warum gibt es die LKW-Maut? Zweck und Verwendung der Einnahmen
Die gesetzliche Basis für die Erhebung der LKW-Maut bildet das Bundesfernstraßenmautgesetz (BFStrMG). Es regelt, welche Fahrzeuge mautpflichtig sind, wie die Kostenanteile berechnet werden und welche Ausnahmen gelten. Primär dient die LKW-Maut der verursachergerechten Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur, da schwere Nutzfahrzeuge die Straßen deutlich stärker als PKW belasten. Aktuell sind rund 51.000 Kilometer Straße (Autobahn und Bundesstraße) in Deutschland mautpflichtig.
Im Jahr 2024 betrugen die Einnahmen aus der Maut rund 12,96 Mrd. Euro. Diese Einnahmen fließen zweckgebunden nach Abzug der administrativen Kosten in den Erhalt und Ausbau des Bundesfernstraßennetzes, wofür jährlich etwa 14 Mrd. Euro benötigt werden, und in Mobilitätsmaßnahmen (vorrangig Bundesschienenwege).
Die LKW-Maut verfolgt mehrere wichtige Ziele, die weit über die reine Einnahmengenerierung hinausgehen. So hat sie eine wichtige Lenkungsfunktion: Durch die Staffelung nach Schadstoffklassen und die unterschiedlichen Gebühren, werden Anreize für die Nutzung umweltfreundlicherer Fahrzeuge gesetzt. Transportunternehmen, die in moderne, emissionsarme LKW investieren, können ihre Mautkosten spürbar reduzieren. Bis zum 31.12.2025 sind Fahrzeuge der CO₂-Emissionsklasse EK 5 (emissionsfreie Fahrzeuge) von der LKW-Maut befreit.
Unternehmen, die in moderne, emissionsarme LKW investieren, tragen einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Logistik bei, investieren in eine grüne Zukunft und sichern sich frühzeitig Wettbewerbsvorteile.
Ausnahmen und Befreiungen – Wer muss keine Maut zahlen?
Grundsätzlich gilt die Maut für alle Fahrzeuge ab 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht, die im gewerblichen Güterverkehr eingesetzt werden. Es gibt jedoch verschiedene Ausnahmen. So sind die folgenden Fahrzeuge von der Maut befreit:
Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und Bundeswehr
Land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von maximal 40 km/h
Busse im Linienverkehr sowie Schausteller- und Zirkusfahrzeuge, die ausschließlich für diese Zwecke genutzt werden
Fahrzeuge bis 7,5 t, die ausschließlich für handwerkliche Fahrten genutzt werden
Emissionslose Fahrzeuge der Klasse V bis 31.12.2025
LKW-Maut berechnen – Die Formel für präzise Kostenkalkulation
Um die LKW-Maut berechnen zu können, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Die Grundformel lautet: Mautsatz pro Kilometer × gefahrene Kilometer = Mautkosten. Die Kosten setzen sich aus dem Anteil der Infrastrukturkosten (abhängig von Anzahl der Achsen und der Gewichtsklasse), dem Anteil für die Lärmbelästigung (für alle Fahrzeuge gleich), dem Anteil für die Luftverschmutzung (abhängig von der Schadstoffklasse) und dem Anteil der CO₂-Emissionen zusammen. Aktuell variieren die Kosten deswegen von 11,4 Cent bis 51,6 Cent pro Kilometer.
Für einen LKW mit 5 Achsen der EK 1 und Schadstoffklasse EURO VI zahlt man aktuell knapp 35 Cent pro Kilometer, während für einen älteren EURO III LKW EK 1 knapp 48 Cent berechnet werden. Für Transportunternehmen ist es essenziell, die LKW-Maut berechnen und so Kosten genau kalkulieren zu können. Bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung auf mautpflichtigen Straßen von 100.000 Kilometern werden für den LKW mit 5 Achsen EK1 EURO VI 34.800 € fällig, für den gleichen LKW EK 1 EURO III 47.800 €. Bei Anschaffung eines schadstoffärmeren Fahrzeugs könnten in diesem Beispiel 13.000 Euro pro Jahr eingespart werden.
Die Berechnung der LKW-Maut richtet sich also nach mehreren Faktoren:
Gefahrene Kilometer: Die Maut wird für jeden Kilometer auf mautpflichtigen Straßen berechnet. Diese Pflichtstrecken umfassen alle Autobahnen und viele Bundesstraßen, die im sogenannten Mautabschnittsnetz erfasst sind.
Zulässiges Gesamtgewicht: Die Höhe der Maut steigt mit dem Gewicht des Fahrzeugs – je schwerer der LKW, desto höher die Gebühr. Die Kategorien reichen ab 3,5 t aufwärts in verschiedene Gewichtsklassen.
Anzahl der Achsen: Mehrere Achsen bedeuten eine stärkere Belastung der Straße. Deshalb spielt die Anzahl der Achsen ebenfalls eine Rolle bei der Mautberechnung.
Emissionsklasse: Fahrzeuge mit niedrigeren Emissionsgrenzwerten, sprich sauberere Lastwagen, profitieren von günstigeren Mautsätzen als ältere oder schadstoffintensivere Modelle.
Spediteure sollten bei ihrer Routenplanung genau prüfen, ob alternative Strecken über Landes- oder Kreisstraßen wirtschaftlich sinnvoll sind. Dabei müssen sie jedoch bedenken, dass längere Fahrzeiten, höherer Kraftstoffverbrauch und Verschleiß die eingesparten Mautkosten oft übersteigen. Moderne Routenplanungssoftware kann helfen, die optimale Balance zwischen Mautkosten und anderen Faktoren zu finden und die LKW-Maut berechnen zu lassen.
Moderne Erfassungssysteme – So wird die Maut technisch erhoben
Das deutsche Mautsystem Toll Collect gilt als eines der technisch ausgereiftesten weltweit. Es basiert auf einer Kombination aus satellitengestützter Erfassung (GPS) und Mobilfunktechnologie (GSM). LKW sind mit On-Board-Units (OBU) ausgestattet, die automatisch die gefahrenen mautpflichtigen Kilometer erfassen und übermitteln. Diese Geräte erkennen selbstständig, wann ein mautpflichtiger Streckenabschnitt befahren wird.
Alternativ können Spediteure die manuelle Einbuchung über Mautstellen-Terminals oder die Toll Collect App nutzen, was besonders für ausländische Fahrzeuge oder gelegentliche Fahrten praktisch ist. Kontrollbrücken mit automatischer Kennzeichenerkennung und mobile Kontrollteams überprüfen die korrekte Mautentrichtung. Die Erfassungsquote liegt bei über 99 %, Mautprellerei wird konsequent geahndet. Moderne Telematiksysteme in Fuhrparks können zudem direkt mit dem Mautsystem kommunizieren und helfen Unternehmen, ihre Mautkosten in Echtzeit zu überwachen.
Das Bundesverkehrsministerium arbeitet aktuell an einer App-Lösung für Fahrer, bei der die freie Routenwahl bestehen bleibt und der Fahrer während der Fahrt die Route buchen kann.
Die LKW-Maut in Europa – eine Vielzahl verschiedener Systeme
Die Mautsysteme in Europa sind so vielfältig wie die Länder selbst. Alle Systeme basieren auf der Eurovignettenrichtlinie (Richtlinie 1999/62/EG).
Während Deutschland auf ein kilometerbasiertes System setzt, nutzen Länder wie Österreich und die Schweiz zeitbasierte Vignetten in Kombination mit streckenabhängigen Gebühren. Frankreich, Spanien und Italien erheben Maut auf ihren Autobahnen über klassische Mautstationen. Polen und Tschechien haben ähnlich wie Deutschland elektronische Systeme implementiert.
Für international tätige Spediteure bedeutet diese Vielfalt einen erheblichen administrativen Aufwand. Sie müssen für jedes Land die spezifischen Regelungen kennen und die LKW-Maut berechnen können.
Die Mautsätze variieren stark: Während in Deutschland zwischen 11,4 Cent und 51,6 Cent pro Kilometer anfallen, können es in der Schweiz durch die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) bis zu 1,30 Euro sein. Am 1. Juli 2026 stellt die Niederlande die Mautberechnung vom Eurovignetten-System auf ein kilometerbasiertes System um. So sind dann alle gewerblichen LKW ab 3,5 mautpflichtig.
Warum wir über Logistik schreiben? Weil wir seit über 25 Jahren Fracht und Laderaum zusammenbringen. Mit mehr als 55.000 Kunden ist der TIMOCOM Road Freight Marketplace eines der führenden Logistiknetzwerke für den Straßengüterverkehr in Europa.
Fazit: Mautmanagement als Wettbewerbsfaktor
Die LKW-Maut berechnen ist gerade im internationalen Transport herausfordernd, doch durch Tools erleichtert. Sie ist ein bedeutender Kostenfaktor in der Logistikbranche, der professionell gemanagt werden muss. Unternehmen, die die LKW-Maut berechnen und optimieren können, verschaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil. Die Investition in moderne, emissionsarme Fahrzeuge, die intelligente Routenplanung und die kontinuierliche Überwachung der Mautkosten sind heute unverzichtbare Bestandteile eines erfolgreichen Fuhrparkmanagements. Mit der geplanten Ausweitung auf leichtere Nutzfahrzeuge und der zunehmenden Bedeutung der CO₂-Komponente wird das Thema Maut in den kommenden Jahren noch relevanter werden.
Beate Schrama-Dahl
Marketing Campaign Manager